Testbericht – Cloudflash von ON

Eigentlich sollte dieser Testbericht „in Kürze“ folgen.  Allerdings hat sich diese Kürze nun doch in die Länge gezogen.

2017 wurde der Cloudflash von ON gelaunched.  „Weiche Landung, kraftvoller Abstoß“, so die Werbeaussage des Schweizer Herstellers. Dass  ihm dieser ingenieurtechnische Kunstgriff gelungen ist kann ich persönlich bestätigen. Seit einigen Jahren ist der Cloudracer bzw. jetzt als „facelift“ der Cloudrush mein Lieblingsschuh auf härterem Untergrund und bei langen Läufen.

Mittlerweile habe ich auch einige hundert Kilometer im Cloudflash absolviert.  Was ist anders als bei den anderen ON Modellen, wie z.B. dem Cloudrush?  ON sagt, es ist das Speedboard, welches in Sachen Energieumwandlung und Ermüdungswiderstand neue Maßstäbe setzen soll. Die Sprengung beträgt 5mm. Na dann mal reingeschlüpft in die „Siebenmeilenflitzer“!

Erster Eindruck:  Ein wirklich leichter Schuh am Fuß mit einer guten Passform was zumindest meine Füße betrifft.  Zweiter Eindruck: Der Innenschuh ist zwar aus ultraleichtem Material, aber verspricht nicht unbedingt blasenfreies Laufen ohne Socken auf den kürzeren Triathlondistanzen. Spart man da  zwar an Gewicht, aber an der falschen Stelle?

Was mir besonders gut gefällt:  Auch beim Cloudflash sitzt die letzte Cloud direkt unter der Ferse und nicht dahinter. Letztere Variante forciert  i.d.R.  bei der Landung den heelstrike.

Dann die erste Laufeinheit, gemäß dem Anspruch des Cloudflash, gleich für eine Intervalleinheit auf unserer Kraftwerkstraße Richtung Donau.  Und ja – es ist gelungen. Das was die Werbung verspricht, ist unter den Füßen zu spüren. Ein sehr direkter Aufsatz ohne übertrieben viel Dämpfung und ein noch direkterer Abdruck. Das ist ON bspw. für meinen Geschmack beim Cloudflow nicht gelungen (siehe letzten Testbericht!)  Ich glaube, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, dass man nicht mehr an die Schuhe an den Füßen denkt bzw. sie nicht mehr spürt, dann sind sie perfekt. Von diesem Moment an war der Cloudflash (mit Ausnahme auf dem Laufband und Intervalle in Gatsch und Sand) „mein“ Schuh für alle schnellen Läufe und Intervalle und eigentlich alle Läufe bis 15km. Und auch bei der Entscheidung für den nächsten Koppellauf fiel immer öfter die Wahl zwischen Cloudracer und Cloudflash auf letzteren. Bei Duathlons war immer der Cloudflash im Einsatz.

Doch wie schauen die Einsätze  speziell bei Triathlonwettbewerben aus? Das sollte der Test beim letztjährigen Tulln Triathlon beantworten. Sicherheitshalber rieb ich mir typische Aufriebstellen an den Füßen mit body glide ein. Auf der Laufstrecke war der Schuh wirklich eine Bank. Auch mit müden Beinen super Dämpfung, direktes Kontaktgefühl zum Boden und noch direkterer Abdruck. Aber  nach  ca. 7km fingen die Bereiche unter dem rechten Knöchel,  direkt  an der Ferse und oberhalb der Großzehengelenke  zu schmerzen an. Es bildeten sich ordentliche Blasen oder Scheuerstellen. Meine Frau Steffi, die auch am Wettbewerb im Cloudflash teilnahm, beklagte fast genau die gleichen Symptome. Die eingangs gestellte Frage, ob man da zu Gunsten des Gewichts an Komfort spart, hat sich also bestätigt.

Mittelweile ist mehr als ein Jahr vergangen und ich laufe noch immer genau das gleiche Paar On Cloudflash. Mir fiel auf, dass die gute Dämpfung der ersten Laufkilometer relativ bald geringer wurde. Der Schuh lässt offenbar schnell nach. Mich persönlich stört das kaum, denn ich mag es, wenn er noch direkter ist. Jedoch sollte man gemäß der herstellereigenen Angabe (unschlagbarer Ermüdungswiderstand) da schon mehr erwarten.  Beim diesjährigen Waschberg Crosslauf, der mit einigen Höhenmetern gespickt ist, schlug sich mein Cloudflash bravourös. Bisher kamen dort ausschließlich New Balance Minimus Trailschuhe mit griffiger Sohle zum Einsatz. Der Cloudflash, eher für härteren Untergrund konzipiert, zeigte hier keinerlei Schwächen. Im Gegenteil, er vermittelt auch auf unbefestigtem Terrain einen sehr direkten Bodenkontakt und erstaunlich guten Gripp.  Auch beim diesjährigen Waldviertler Eisenmann, einer der härtesten Mitteldistanzen die ich kenne, konnte mich der Cloudflash mit seiner Performance auf der schweren Laufstrecke komplett überzeugen und dass, obwohl  (oder gerade weil?)  er ein 1 Jahr lang getragener Schuh war.

Fazit
Optisch ist der Cloudflash gelungen. Ein wahrer Hingucker, der einen sofortigen Will-ich-haben-Gesichtsausdruck generiert.  In Sachen Passform, Gewicht und Laufdynamik hält ON beim Cloudflash was es verspricht. Bezüglich Langlebigkeit würde ich sagen: Dieser als Wettkampfracer konzipierte Schuh zeigt, bedenkt man die Laufleistung und die Einsatzbereiche, kaum Abnutzungserscheinungen. Jedoch spürt man nach geschätzt nicht einmal 100km, dass die Dämpfung nachlässt. Allerdings blieben die Schuhe diesbezüglich bis heute im Steady-State-Modus sprich, sie veränderten sich trotz hoher Laufleistung nicht mehr wesentlich.  Ich habe die Schuhe dieses Jahr bei einem Olympischen Triathlon in Langau barfuß eingesetzt und offenbar sind die Schuhe jetzt so eingelaufen, dass sie keine Blasen mehr erzeugen können. Ich denke aber, bei einem Schuh für den man sage und schreibe 190,- € aufruft, kann man einen besseren Innenschuh erwarten. Dann wiegt der Schuh eben 5 bis 10 Gramm mehr.  Ich glaube, dass das auch ein Hauptgrund ist, warum der Cloudflash zumindest in unserem Geschäft in Sachen Verkaufszahlen deutlich unter unseren Erwartungen geblieben ist. Hier wäre Verbesserungspotential. Zumal man bei ON doch sicher auch auf die innovationsfreudige Triathlongemeinde schielt, die gern den einen oder anderen Schein mehr hinblättert.

+ Plus
  • sehr leicht
  • coole Optik
  • hervorragende Dämpfung
  • sehr direkter Abstoß
  • gute Traktion auch auf Trails
  • Obermaterial sehr anschmiegsam, dünn und atmungsaktiv
  • die hinteren Clouds sitzen direkt unter der Ferse
– Minus
  • Dämpfung lässt anfangs leicht nach, bleibt dann aber über gesamte Lebensdauer gleich
  • im Triathloneinsatz ohne Socken rasche Blasenbildung
  • hoher Preis